Sniper hat geschrieben: ↑24. Sep 2024, 18:43
Natürlich kann man es nicht vergleichen im Moment, aber ich möchte da schon mal auch unsere Fangruppierungen lobend erwähnen, die versuchen einen Verhaltenskodex im Fansektor durchzusetzen.
Und das finde ich wirklich erwähnenswert.
Ich trau mich mal zu spekulieren, dass es ähnliche "Verhaltensregeln" wie bei uns, auch in beiden großen Wiener Kurven gibt. Das Problem ist halt eher, dass die ganze Geschichte mit der Größe der Fanszene zunehmend unkontrollierbarer wird und da geht's gar nicht so um die Mitgliederzahl sondern eher um den "Auflauf" bei einem einzigen Spiel. Wenn ich an unsere Auswärtsspiele bei den Dosen, oder der Fahrt zum Cup-Halbfinale nach Lustenau denke. Dort gab es auch ständig irgendwelche Probleme mit Leuten, die nicht oft bzw. nie dabei sind aber dann das Event für sich nutzen und dann unangenehm auffallen. Da sprech ich jetzt auch bewusst nicht von Leuten mit Fanszene Affinität, da sich diese meist an geltende Regeln halten oder diese wenigstens kennen.
Das Statement der Austrianer bestätigt ja obige Annahme. Dass Böller von der organisierten Fanszene (aufgrund deren Unberechenbarkeit) nur sehr sehr selten und äußerst bedacht eingesetzt werden, ist mittlerweile wohl jedem bekannt. In einem Fußballstadion haben Böller sowieso nichts verloren. Dementsprechend ist es für mich sehr glaubwürdig, dass die x-Böllerwürfe aus dem Auswärtssektor nicht von den Ultragruppen der Austria selbst gekommen sind - so wie die es ja auch schildern. Heißt: Irgendwelche Leute nutzen das Derby wieder für ihre Bühne und schaffen es (von der Szene unentdeckt), permanent zu böllern und werfen diese auch in den angrenzenden Familiensektor. Nach Spielende eskaliert dort die Situation etwas, von beiden Seiten wird wohl provoziert und es fliegen erneut pyrotechnische Gegenstände in den Sitzplatzbereich. Darauf reagieren dann halt Leute aus dem Block West und machen sich auf Richtung Auswärtsblock während die Spieler noch am Rasen feiern und die Fernsehkameras voll draufhalten. Das kann man dann natürlich nicht gut heißen - auch wenn ich da schon ein gewisses Verständnis dafür habe (sorry :-P). Ich würd jetzt auch nur schwer zuschauen, wenn am Tivoli beispielsweise Familien auf der Osttribüne von Leuten aus dem Auswärtssektor bedroht und mir Raketen beschossen werden.
Dann führt halt eines zum anderen. Ein offener Schlagabtausch auf dem Rasen, mittendrin ein langjähriger Rapid-Mitarbeiter mit Akkreditierung um dem Hals, sowieso zahlreiche geworfene Bengalen und damit wieder missbräuchlich verwendete Pyrotechnik - nicht gut. Die Klubs samt Bundesliga und die Medien überschlagen sich natürlich aufgrund der latenten Ausschreitungen bei Wiener Derbys und wieder mal werden harte Konsequenzen gefordert. Vor allem der Umgang mit Pyrotechnik wird zunehmend zum Problem.
Wie löst man dieses Problem? In der Kurzfrist wahrscheinlich nur sehr schwer. Womit man es aber zu 100% nicht löst sind Kollektivstrafen, denn so entzweit man auch noch die Fanszene und lässt das ganze noch unberechenbarer und unüberschaubarer werden. Ohne gewachsene Kurvenstruktur werden dann auch schnell Leute von der Szene nicht mehr abgeholt und die bestehenden Regeln der Kurven gelten halt auch nur, solange die Gruppen der Kurve stark genug sind diese auch umzusetzen. Wenn man die Gruppen schwächt, wird die Kurve auch weniger organisiert sein - die Leute sind aber natürlich dennoch da.
Der einzig nachhaltige Weg wird wohl sein, auf die etablierten Gruppen zuzugehen und gemeinsam zu überlegen, wie man da in Zukunft schon im Vorfeld drauf einwirken kann. Das Problem wurde in die Stadien getragen, daher gehört das Problem auch dort gelöst. Durch kollektives Aussperren der Menschen samt leeren Rängen auf beiden Seiten, wird man das nicht in den Griff bekommen - oder glaubt ihr die Leute der Fanszenen werden die nächsten vier Wiener Derbys jeweils alleine zu Hause verfolgen? Eher nicht...aber wie anfangs erwähnt: alles nur reine Spekulation.
