Paulschneider hat geschrieben:@Sigurd: Was soll man da noch sagen. Nein, falsch. Wo soll man da bloß anfangen...
Daß Rassismus keine ideologische Verankerung an sich hat, sondern überall gefunden werden kann, soll so nicht stimmen? Daß auch ein latenter Antisemitismus nicht an eine bestimmte Anschauung gebunden sein muss, soll so nicht stimmen? Daß ein Stimmenzuwachs der FPÖ kein automatischer "Rechtsruck" der Bevölkerung ist, soll ebenso falsch sein?
Rassismus: Wird immer dann angewandt, wenn es gerade opportun erscheint, auch in latenter, teils historisch bedingter Form. Ich möchte einmal annehmen, dass es genug politisch nicht in einem bestimmten Eck stehende gibt, welche als Engländer eine Abneigung gegen Franzosen haben, als Deutsche eine Abneigung gegen Polen oder von mir aus als Griechen eine Abneigung gegen Türken. Offene Wunden, opportune Propaganda --- und die Suche nach einem Schuldigen, oder die Bedienung eines Vorurteils (z.B. "alle Französinnen haben unrasierte Achseln" oder "in Polen wird viel gestohlen", etc. pp.)
Antisemitismus: So alt wie das Judentum in Europa selbst. Bei den Briten wurde 1275 das Statute of Jewry verabschiedet, wodurch Juden aus dem öffentlichen Leben hauptsächlich zu verschwinden hatten, 1290 wurden sie quasi "aus dem Land geworfen". Dasselbe geschah 1492 in Spanien und man rufe sich in Erinnerung, wen man ca. 1348 beschuldigte, Brunnen vergiftet zu haben. Darauf folgt ein Martin Luther, ein Friedrich Ludwig Jahn, etc. pp.
Zudem gibt es genügend alltägliche Referenzen an die Vorurteile über Juden. Wenngleich sich der FN Jud laut Finsterwalders "Tiroler Namenkunde" wohl eher vom Namen Judas ableitet (Juden im Tirol des 14. Jhds. eine Seltenheit), kann man das bei anderen Sachen nicht so behaupten ... wie viele Kinder spielen den Ball beim Fußball "Jud", wie viele Leute setzen nach dem Anstoßen ab (soll angeblich ursprünglich - so einmal gehört - bedeuten "Tisch ist judenfrei")? Nicht zu vergessen, wenn einer geizig ist, ist er gern einmal gleich ein "Jud" und ein volkstümlicher, veralteter Ausdruck für den Steuereintreiber war "Binkljud" (= "Geizkragen mit dem Geldsack").
Nationalismus: Was ein Friedrich Engels teilweise in seinem Appell an die Arbeiter sagte, würde im heutigen politischen Spektrum durchaus als "Nationalkommunismus" gesehen werden. So als Beispiel seine Referenz zu einem von fremder Bestimmung freien Deutschland --- halt im Sinne des Sozialismus.
Angeblicher Rechtsruck: Halte ich eher so, dass die FPÖ Themen anspricht, welchs immer schon aktuell waren --- aber vielleicht den Leuten weniger wichtig erschien. Man kennt es aus jeder Krisenzeit, dass die Masse dazu neigt, sich von der Mitte zu wenden - sei dies nun ins linke oder rechte Spektrum (wir sprechen noch nicht einmal von dem Endstadium des Extrems wie wir es in den 30er Jahren hatten, als viele europäische Länder wahlweise sehr nah an einem der Extreme waren).
Eine mir in meiner Familie nahe stehende Person hat 2006 für die FPÖ votiert und 2008 für die Grünen, ohne sich grundlegend in vielen Ansichten zu ändern. Beides Mal wurde dies mit dem "geringsten Übel" begründet, auf bestimmte Themen ausgerichtet. Diese Person ist aber trotzdem bei weitem weder "linkslinks" noch "rechtsrechts" sondern lediglich gutbürgerlich und enttäushct.
Hab ich das richtig im Kopf, du sagtest mal, du willst Geschichte studieren? Ich weiß jetzt nicht, wie der neue Studienplan ist, ich empfehl aber mal Grundlegendes politischer Bildung bei Weber
Eh schon im Begriff eines Doppelstudiums, da ist momentan nicht viel extra Platz für nicht anrechenbare LVs. Im Kopf behalte ich mir es einmal. Auch wenn ich Fächer wie "politische Bildung" als durchaus häufig von Lektoren eher subjektiv unterrichteten Gegenstand halte --- sei dieser nun eher sozialistisch, konservativ oder liberal ausgerichtet - seinen Blickwinkel kann er/sie auch
(Politik ist nicht nur Parteipolitik...),
Ich weiß --- aber in jedem Falle ist für mich Rassismus keine politische Sache, sondern lediglich ein in regelmäßigen Abständen und durch gewisse Umstände hervorgerufenes soziologisches Phänomen, welches sich nicht zwingend an Politik anschließt - mag es auch von gewissen Denkrichtungen noch so bedient werden.
Da es sich für mich um kein politisches Problem handelt, ist für mich einer eventuell feststellbaren Problematik in dieser Frage sicherlich nicht durch politische Arbeit beizukommen, sondern muß das durch den Kopf der Menschen, da solche Fragen mMn viel tiefer verankert sind als dies das weltlich-öffentliche Leben veranschaulichen kann.
Evtl. etymologische oder graeco-philosophische Betrachtungen des Wortes Politik, welche evtl. diese Frage einschließen würden mal nicht berücksichtigt.
P.S.: Lobend erwähnen möcht ich die Wahl der Nicks - braucht man zum Schubladisieren wenigstens nicht lang überlegen ;-)
Eine Faszination mit alten Sagen und speziell dem deutschen Nibelungenlied sowie der nordischen Wälsungensage möchte ich nicht leugnen, trotzdem bezieht sich meine Wahl des Nicks vielmehr auf Familiengeschichte denn irgendwelche volkstümlicher Mythen.
wacker 4ever hat geschrieben:Ich möchte aber lieber nicht wissen, wie dieser Spieler beschumpfen wurde. Was da auf diversen Unterhaus-Plätzen abgeht, spottet jeder Beschreibung.
Ist doch egal wie er beschumpfen wurde - kann sich doch anders wehren? Wenn ich in Großbritannien als "Kraut" beschumpfen werde, brauche ich mich doch nicht mit "Inselaffe" revanchieren, oder? ;-)
@Sigurd: Du kommst immer damit daher. Nochmal meine Frage: Wie viele Leute kennst Du, die wegen der Anti-Rassismus-Aktionen nicht mehr in´s Tivoli gehen wollen? Ich kennen keinen einzigen.
Nicht direkt, aber wegen dem martialisch-politischen Charakter unwohl sehr wohl. Mein eigener Vater ist so tiefrot, dass es kaum mehr sätter ginge, stimmt mit der Message vieler von diversen Fangruppierungen propagierten Themen zu 120% überein --- so wohl wie früher fühlt er sich aber meine ich dennoch nicht mehr auf der Nord, gutbürgerlich ist er schließlich dennoch geblieben.
