- 22. Nov 2010, 18:34
#71111
Bei aller Wertschätzung des literarischen Stilmittels der Übertreibung, eine "Inquisition" kann ich in diesem Fall - leider - nicht erkennen. Weder in einer heiligen noch in einer schnöden profanen Erscheinungsform. Wenn der Schiedsrichter aussagt, dass er die Situation nicht gesehen hat, liegt keine Tatsachenentscheidung vor. Ein Schiedsrichter kann und soll nur das beurteilen, was er sieht. Erst dadurch wird eine Spielsituation zur Tatsache. Warum er eine Situation nicht gesehen hat (Spielgeschehen hat sich in seinem Rücken abgespielt, Schiri war abgelenkt etc.) ist dabei unerheblich. Ich rechne daher mit der Einleitung eines Verfahrens.
Natürlich kann man dann zugunsten von Inaki probieren, die Vorsätzlichkeit des Trittes abzustreiten. Zum Beispiel zu argumentieren, dass Inaki die Balance verloren hat und sich durch einen Schritt nach hinten lediglich abstützen wollte sowie in der Hektik bzw. Dynamik der Spielsituation Almer in seinem Rücken auch nicht wahrgenommen hat oder wahrnehmen konnte. Ob der Senat dieser Verteidigungslinie folgen würde, ist m.E. allerdings zweifelhaft. Dass Almer sich nach seiner eigenen Aussage schon zuvor verletzt hat, scheidet als aussichtsreiches Argument leider auch aus, weil ja auch der Versuch strafbar wäre.
Vielleicht wäre daher eine Strategie zur Begrenzung des Strafmaßes sinnvoll. Also Einsicht, Entschuldigung, Reue, Betonung der Unbescholtenheit und volle Kooperation mit dem Strafsenat.