- 1. Mär 2020, 19:44
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Die Diskussion und das Gehabe des DFB in Deutschland ist schlichtweg lächerlich! Wenn man mal 10, 20 Jahre zurückblickt, da wurde ein Oliver Kahn mit Bananen beworfen, Uli Hoeness in jedem Stadion als Arschloch besungen und wenn wir mal daran denken das es auch im Tivoli beliebte Erzfeinde gab "Ogris du Oarschloch" dann hätten zahlreiche Spiele abgebrochen werden müssen. Für Kahn waren die Sprüche ein Leistungsansporn und Uli hat selbst gerne ausgeteilt, hat es mit roter Birne schweigend hingenommen.
Das traurige daran ist vor allem die Doppelmoral. Deutschland hatte zuletzt zwei prominente Fälle von Rassismus, dort gab es weder Stadiondurchsagen, noch Unterbrechungen geschweige den Spielabbrüche. Selbiges gab es auch nicht, also Hoffenheim Fans Timo Werner als "Hurensohn" bezeichneten oder die Freiburger als "Fotzen". Aber plötzlich ist alles anders, weil es mit Hopp einen Milliardär trifft, der u.a. Platinum-Partner bei den Bayern ist und SAP auch beim DFB ein Partner ist. Hopp hat Geld, Hopp hat Einfluss und genau das ist der Grund für die aktuellen Auswüchse.
Zu den Beschimpfungen und deren Niveau mag man stehen wie man will, ein Fadenkreuz mag keine intelligente Wahl sein, andererseits sollten sich gerade jene Medien die heute dies kritisieren und sich darauf stürzen selbst an der Nase nehmen, wenn sie demnächst davon sprechen, dass jemand etwa im Fadenkreuz der Kritik oder der Justiz ist. Das es jahrelang Kritik am modernen Fußball und dem Hopp-Modell gab, die fernab von Beschimpfungen geführt wurde, wird dabei gern verschwiegen. Kein Wunder, war den Medien auch kaum eine Erwähnung wert und damit konnte man auch keine Stimmung und Klicks erzeugen, die heute ja so wichtig sind in der Branche. Kein Wunder, dass die Fans also eine andere Tonart anschlagen um sich Gehör zu verschaffen.
Fußball ist und war nie Oper! Das man von Seiten des DFB und vieler Vereine gerne amerikanische Verhältnisse hätte, wo es mehr Konsumenten als Fans gibt, die brav ihre überteurte Cola und ihr Popcorn im Stadion konsumieren und sich jedes Jahr ein neues Trikot kaufen und ansonsten alles willenlos hinnehmen steht außer Zweifel. Hauptsache der Umsatz stimmt, noch mehr Kohle, noch mehr Gewinn, noch mehr Rendite... Fußball ist und war nie Oper, sondern immer ein Spiel für den normalen Pöbel. Für Arbeiter, für Leute aus allen sozial Schichten und nicht zuletzt ein Ventil für diese im Stadion bei einem Spiel ihres Vereins auch mal den Alltagsfrust rauszulassen, indem man bei einer strittigen Entscheidung auch mal den Schiedsrichter als "Oarschloch" bezeichnet oder ihn dezent darauf hinweist, dass man weiß, wo sein Auto steht. Natürlich war keines davon ernst gemeint und nur Teil dieses 90minütigen Kosmoses, das sich Fußball nennt. Man hat Kollegen aufgezogen und beschimpft, die Fan eines anderen Vereins waren und ist mit diesen abseits davon dennoch auf ein Bier gegangen und hat sich prächtig verstanden. Bis eben auf die 90 Minuten am Rasen.
Das sollte man allerdings nicht mit Rassismus, Sexismus etc. verwechseln oder in einem Topf werfen, nur damit es der eigenen Argumentation entspricht. Da wurden in den letzten Tagen die wildesten Argumentationsbögen gespannt, die man sich vorstellen kann. Von Hopp-Spruchbändern bis zum abscheulichen Terroranschlag in Hanau, geht's noch?
Und wo ist eigentlich die mediale Empörung als Hopp die Leute als "Idioten" bezeichnete? Ist ja schließlich auch eine Beleidigung und wenn wir gleich dabei sind, die Dinge, die sich die Spieler am Platz gegenseitig sagen buuuhh da würde es dem guten Dietmar die Schamesröte ins Gesicht treiben und mit zahlreichen Platzverweisen enden.
Aber es geht halt ums Geld, Big Business zu dem der Fußball verkommen ist, da ist kein Platz mehr für den normalen Pöbel. Der letzte Kampf um die Seele des Fußball ist längst entbrannt, wird wieder das Geld siegen?